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Vergessene Gemüse: Kleine Sonnenblume Topinambur. Das Knollengemüse Topinambur ist auch bekannt unter Namen wie kleine Sonnenblume, Ewigkeitskartoffel, Indianerknolle oder Erdbirne. Die Knollen mit den exotisch klingenden Namen bieten eine leckere Bereicherung der winterlichen Gemüseküche. Herkunft Topinambur gehört ebenso wie die Sonnenblume zu den Korbblütlern. Sie ist verwandt mit Endivie, Schwarzwurzel, Chicoree und Radicchio. Topinambur stammt aus Nordamerika und kam um 1700 nach Frankreich. Dort erhielt sie ihren Namen nach dem Indianerstamm Tipinambas. Sie breitete sich in ganz Europa als Vorgänger der Kartoffel aus. Topinambur ist heute auf allen Kontinenten vertreten. Die Hauptanbauländer sind Russland, Nordamerika, Asien und Australien. Die Kartoffel wurde um 1800 ein starker Konkurrent, der die Topinambur weitestgehend verdrängte. In Europa wird sie in Südfrankreich, den Niederlanden und in geringem Umfang in Deutschland in Niedersachsen und Baden kultiviert. Die Topinambur ist eine winterharte Staude, die in Größe und Gestalt mit der Sonnenblume vergleichbar ist. Sie wird bis zwei Meter hoch, bildet raue, spitze bis eiförmige Blätter und eine gelbe, 3 bis 8 cm große, ungefüllte Strahlenblüte. Unter der Erde entwickelt die Topinambur bis zu 30 apfel- oder birnenförmige Knollen, die an frische Ingwerwurzeln erinnern. Die Knollen haben eine dünne, hellbraune bis violette Schale und je nach Sorte weißes, gelbes, bräunliches, rotes oder violettes saftiges, knackiges Fruchtfleisch. Auch Größe und Form sind sortenabhängig. Der Geschmack roher Topinambur ist süßlich, nussartig. Sind die Knollen gegart, schmecken sie eher artischockenähnlich, weshalb Topinambur auch Erdartischocke genannt wird. Anbau Topinambur gedeiht am besten in kalkhaltigen Böden. Um Fäulnis vorzubeugen, darf der Boden nicht zu nass sein. Die Knollen werden von November bis April mit einem Abstand von 50 cm 10 cm tief eingegraben. Topinambur haben einen starken Ausbreitungsdrang, auf den man sich einstellen sollte. Bis zum September entwickelt sich die zwei Meter hohe Pflanze, die von September bis Oktober ihre Blütezeit hat. Im Boden wachsen die Knollen, die zunächst durch Wurzelschnüre verbunden sind. Bis zur Ernte sind diese jedoch abgefault, so dass jeder einzelnen Knolle nachgegangen werden muss. Ernte und Lagerung Die Ernte der winterharten Knollen beginnt im Oktober und kann sich bis in den März ziehen. Topinambur eignet sich gut zur Ernte nach Bedarf. Die langen Pflanzenstängel werden abgeschnitten und der Boden mit Fichtenästen, Laub oder Kompost abgedeckt. Durch diesen Schutz können die Topinambur auch bei Minusgraden gut ausgegraben werden. Da die Knollen Temperaturen bis minus 15 Grad Celsius vertragen, verbleiben sie am besten im Boden und stehen so immer frisch zur Verfügung. Eine weitere Möglichkeit ist das Einmieten der Knollen oder eine Lagerung im Keller. Wegen der dünnen Schale der Topinambur verdunstet jedoch viel Feuchtigkeit und die Topinambur schrumpeln und faulen schnell. Für kurze Zeit können die Knollen in Frischhaltefolie eingewickelt im Kühlschrank aufbewahrt werden.Quelle: www.oekolandbau.de / © BLE, Bonn/ Foto: Dominic Menzler Verwendung Die Topinamburknolle hat eine dünne Schale, was ihre Lagerfähigkeit im Haus vermindert. Für die Zubereitung ist die dünne Schale vorteilhaft, da die Knollen mit der Schale verwendet werden können. Roh geraspelt kann die Indianerknolle sehr gut als Rohkost zubereitet werden. Man sollte Zitronensaft an die Rohkost geben, um ein schnelles Braunwerden des geraspelten Gemüses zu verhindern. Als Garmethoden sind Dünsten, Braten, Backen, Rösten und Grillen geeignet. Kochen ist wegen des starken Aromaverlustes zu vermeiden. Am besten lassen sie sich nach dem Garen schälen, wenn sie noch heiß sind. Als Puffer gebraten oder kombiniert mit anderen Gemüsen, wie Lauch oder Wirsing, als leckere Gratins oder Gemüsepfannen zubereitet bieten sich viele Variationen für die Topinamburknollen. Industriell wird Topinambur wegen des hohen Kohlenhydratgehaltes unter anderem zu Fruktosesirup oder Alkohol verarbeitet. Gesundheitliche Bedeutung Topinamburknollen sind sehr ballaststoffreich. Sie enthalten rund zwölf Prozent unverdauliche Inhaltsstoffe, überwiegend Inulin. Dieses Speicherkohlenhydrat besteht vor allem aus Fruktosebausteinen. Es kann im menschlichen Dünndarm nicht verstoffwechselt werden und wird erst im Dickdarm von den Darmbakterien zu kurzkettigen Fettsäuren abgebaut. Auf diese Weise unterstützt Inulin das Wachstum gesundheitsfördernder Darmbakterien. Die Lebensmittelindustrie nutzt diese Eigenschaft und setzt den Ballaststoff als Präbiotikum Lebensmitteln zu. Verzehr der inulinreichen Knollen wirkt sich auch günstig auf den Blutzuckerverlauf aus. Nachteil ist, dass Inulin bei empfindlichen Menschen zu Blähungen führen kann. Topinambur zeichnet sich darüber hinaus auch durch den hohen Gehalt an Eisen und verschiedenen B-Vitaminen aus. Quellen und weitere Information Müller, Veronika: Am liebsten Gemüse - 73 Gemüsesorten aus aller Welt mit über 180 Rezepten. BLV, München 1986 Fortin, Jaques (Hrsg.): Food Guide - Internationaler Lebensmittelkompass. Könemann, Köln 1999 Frank Massholder (Hrsg.): Topinambur, Erdartischocke, Erdapfel, Erdbirne, Erdschocke, Erdsonnenblume, Ewigkeitskartoffel, im Internet unter lebensmittellexikon.de (Zugriff 08.11.2010) Autor k.A.: Knolliges Kind der Sonne. Kraut und Rüben, 1994, 11, Seite 24-26, 94-97 Landwirtschaftliches Technologiezentrum Baden-Württemberg (Hrsg.): Topinambur - eine Pflanze mit vielen Verwendungsmöglichkeiten, Workshop am 18.02.2009, im Internet unter landwirtschaft-bw.info (Zugriff 07.01.2011, aktualisiert 24.06.2021) Geschäftsstelle Bundesprogramm Ökologischer Landbau (Hrsg.): Wintergemüse statt Winterblues, im Internet unter oekolandbau.de (Zugriff 11.01.2011, aktualisiert 24.06.2021)
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