SWAT – Prognose über das Auftreten von Gemüsefliegen unter Folie

SWAT ist ein Simulationsmodell, das mit Hilfe von Wetter- bzw. Wetterprognosedaten die Populationsdynamik von Gemüsefliegen berechnet. Das Modell erstellt Prognosen zum Auftreten der Kleinen Kohlfliege, der Möhrenfliege und der Zwiebelfliege. Anhand dieser Werte kann prognostiziert werden, wann die ersten Generationen im Frühjahr in den Regionen auftreten und wie sich der zukünftige Befallsverlauf in den Regionen anhand der Alterststruktur der Schädlinge darstellen könnte. Dies kann simuliert werden, indem je nach Schädling und Jahreswitterung die nachfolgenden Generationen und die bekämpfungswürdigen Entwicklungsstadien berechnet werden.

Berechnung der Simulation
Kohl-, Zwiebel- und Möhrenfliegen überwintern im Freiland in einer Diapause als Puppe im Boden. Die Entwicklung der Arten wird im Wesentlichen über das Erreichen bestimmter Temperatursummen der Bodentemperatur gesteuert. Das Modell berechnet die Populationsentwicklung vom Erscheinen aus der Winterruhe (Frühjahr, 1. März) bis zum Ende der Vegetationsperiode (Herbst, 31. Oktober). Bei der Berechnung werden die zeit- und witterungsabhängigen Entwicklungsraten der einzelnen Altersklassen und die durch die Schlupfwahrscheinlichkeit bestimmten Übergänge zwischen den Altersklassen berücksichtigt. Jedes Entwicklungsstadium der Population ist in 14 Altersklassen aufgeteilt. Im Frühjahr startet das Programm am 1. März mit einer fiktiven Ausgangspopulation. Dieser Beginn kann im System für die einzelnen Regionen angepasst werden.
Den betroffenen Flächen werden für das Gebiet repräsentative meteorologische Messstellen zugeordnet, die in Rheinland-Pfalz von der Agrarmeterologie zur Verfügung gestellt werden. Das Programm benötigt für die Simulationsrechnungen ab dem 1. März die Tagesmittelwerte von Lufttemperatur (2 m) und Bodentemperatur (5 cm), sowie die mittlere Windgeschwindigkeit (2 m) zwischen 6.00 und 18.00 Uhr.

Ergebnis der Simulation
Im Ergebnis gibt das Simulations-/Prognose-Modell relative Häufigkeiten (Abundanzaussagen) zur aktuellen Altersstruktur der Population aus, d.h. das System berechnet den Zeitraum, an dem beispielsweise ein Entwicklungshöhepunkt einer Generation innerhalb der Population zu erwarten ist. Bei der Eingabe von Wetterprognosen können die Modelle außerdem Vorhersagen treffen, z.B. ob ein Anstieg oder ein Abfall der Population zu erwarten ist.

Bereitstellung der Prognose
Entwickelt wurde das SWAT-Modell Mitte der 1990er-Jahre vom Julius Kühn-Institut (JKI), Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, Institut für Pflanzenschutz im Gartenbau und Forst (früher BBA – Biologische Bundesanstalt). In den verschiedenen Bundesländern und im europäischen Ausland (u.a. Schweiz und Frankreich) wurde die SWAT-Simulation erfolgreich eingeführt. In Rheinland-Pfalz sowie im übrigen Bundesgebiet, wird die SWAT-Prognose von der ZEPP (Zentralstelle der Länder für EDV-gestützte Entscheidungshilfen und Programme im Pflanzenschutz) in Bad Kreuznach zur Verfügung gestellt. Die eingesetzten Modelle laufen aus technischen Gründen in einer wesentlich reduzierten Form unter der PASO-Benutzeroberfläche (PASO = Prognose Agrarischer SchadOrganismen) im Informationssystem Integrierte Pflanzenproduktion (ISIP). Der Zugang zu den Modellen ist eingeschränkt und nur für die Pflanzenschutzberatung zugänglich.

Für die Gemüsefliegen-Arten stehen der Beratung folgende Simulationsmodelle zur Verfügung:
  • DELRAD – Kleine Kohlfliege (Delia radicum)
  • DELANT – Zwiebelfliege (Delia antiqua)
  • PSIROS – Möhrenfliege (Psila rosae)

Warum ein Simulationsmodell?
Die Simulation bringt für die Beratung und die Praxis zwei entscheidende Vorteile.
Zum einen ist die Simulation bzw. Prognose ein Hilfsmittel zur Bestimmung des optimalen Bekämpfungszeitraums. Durch die Simulation der gesamten Populationsentwicklung können dabei auch Entwicklungsstadien berücksichtigt werden, die durch ein klassisches Monitoring nicht erfassbar wären (z.B. die Larvenstadien der Fliegen).
Zum anderen kann auf die arbeitsintensiven Bestandskontrollen weitestgehend verzichtet werden.

Weitere Informationen
Informationen zur SWAT-Prognose und der Biologie der Gemüsefliegen finden Sie in der JKI-Broschüre „SWAT: Ein Simulationsmodell für Kleine Kohlfliege, Möhrenfliege und Zwiebelfliege“ (D. Gebelein, M. Hommes und M. Otto) unter https://www.yumpu.com/de/document/read/9221368/swat-julius-kuhn-institut


Isabelle.Lampe@dlr.rlp.de     www.DLR-Rheinpfalz.rlp.de