2002 / 04 - Verbesserung der Lebensräume für die heimische Tierwelt in Siedlungen

Durch Pflanz- und Pflegemaßnahmen können die Lebensbedingungen für die heimische Tierwelt im innerörtlichen Bereich verbessert werden. Auch menschliche Siedlungen gelten als Biotope im ökologischen Sinn. Grünanlagen im kommunalen Bereich können für die Tierwelt als Zufluchtsstätten dienen. Diese Zufluchtsstätten werden oft durch übertriebenen Ordnungssinn in ihrer ökologischen Wirkung verringert bzw. auch vernichtet. Nachstehend werden einige Maßnahmen aufgeführt, mit denen die ökologische Wirkung im innerörtlichen Bereich verbessert werden kann.

Anpflanzungen
Hier bieten sich viele Möglichkeiten an, um die Lebensbedingungen zu verbessern. Ein Beispiel ist die Schaffung von Anlagen mit unterschiedlichen Höhennivau, wodurch Feuchtzonen an den tieferen Stellen entstehen und Bepflanzungen mit Feuchtigkeit liebenden Stauden einen Lebensraum für verschiedene Amphibien wie beispielsweise Kröten schaffen. Umgekehrt dienen Aufschüttungen, versehen mit großen Steinen, auch als Lebensraum für Insekten, Spinnen und evtl. für Eidechsen. Sinnvoll ist auch die Anlage von Beeten mit Wildstauden, insbesondere Hochstauden. Unterschiedliche Bepflanzung und Formenmannigfaltigkeit tragen zur Förderung der Artenvielfalt der heimischen Tierwelt bei. Die Pflege sollte möglichst extensiv sein und eine gewisse Unordnung mit Laubblättern, Stängelresten etc. auf den Beeten verbleiben. Viele Mitmenschen haben jedoch für derartige Pflegemaßnahmen kein Verständnis, sodass eine begleitende Aufklärung durch Öffentlichkeitsarbeit notwendig ist.

Heimische Gehölze
Heimische Gehölze dienen Insekten, Vögeln und Kleinsäugern als Lebensraum, bieten Schutz vor Feinden, Nahrung und Nistplätze. An geeigneten Gehölzen sind beispielsweise Haselnuss (Corylus avellana), div. Weidenarten (Salix-Arten), Gemeiner Schneeball (Viburnum opulus), Schwarzer Holunder (Sambucus nigra) und Eberesche (Sorbus aucuparia) zu nennen. Früchtetragende Gehölze sehen nicht nur dekorativ aus, sondern dienen als Nahrung für Vögel und Kleinsäuger.


Nisthilfen für Vögel
Charakteristisch für den Lebensraum Siedlung sind Gebäude, die nicht nur den Menschen, sondern auch Tieren Unterschlupf und Nistmöglichkeiten bieten können. Ein typischer Bewohner der Siedlungsräume ist der „Vogel des Jahres“ 2003, der Mauersegler. Da Mauersegler Höhlenbrüter an Gebäuden und Felsen, seltener auch in alten Bäumen und Nistkästen sind, sollten hoch gelegene Nischen und Spalten aller Art erhalten werden.
Typische Kirchturmbewohner sind Schleiereulen, denen Nischen in hohen Scheunen und Kirchtürmen als Brutplatz dienen, und Dohlen, denen nischenreiche Kirchtürme optimale Brutplätze bieten.
Über den Artenschutz an Kirchtürmen informiert ein Faltblatt der Landeszentrale für Umweltaufklärung (http://www.umdenken.de).

Laub und Schnittgut
Das Laub von Gehölzen wird, wenn es unter den Sträuchern verbleibt, als unordentlich eingestuft. Neben dem Humus- und Düngeeffekt für die Gehölze dient das Laub vielen Insekten und Kleinsäugern als Unterschlupf und z.T. als Nahrungsquelle. Ähnliches gilt für das Schnittholz, wenn es unter den Gehölzen verbleibt. (s. auch „Das grüne Blatt Nr. 3/1997 – Was geschieht mit Laub und Schnittgut?“).

Fassadenbegrünung
Die Fassadenbegrünung von Gebäuden erfreut nicht nur das menschliche Auge sondern hilft zahlreichen Insekten wie Schmetterlingen und Wildbienen beim Überleben. Auch Vögel und Fledermäuse finden hier Nahrung und Nistplatz. Ob Efeu, Wilder Wein oder Geißblatt - je nach Standort stehen verschiedene Kletterkünstler zur Verfügung. Einige Pflanzen benötigen Rank- und Kletterhilfen.

Natursteinmauern
Mauern dienen für uns Menschen in erster Linie als Abgrenzung und Schutz des Eigentums. Die Vorläufer waren Heckengehölze, die miteinander eng verflochten wurden und so undurchdringlich waren. Aufeinandergesetzte Natursteine zu einer Mauer haben in vielen Dörfern und Gemeinden eine lange Tradition. Noch heute sieht man bei Kirchen, Friedhöfen oder auch bei Privatleuten alte Mauern mit Natursteinen. Sie wurden ohne Mörtel, aber mit natürlichen Bindematerialien aufeinander gesetzt. Auf diese Weise entstanden Hohlräume, die dann Unterschlupf und Lebensraum für die heimische Tierwelt, vor allem Insekten und Spinnen, wurden. Die Mauern dienen aber auch als Unterschlupf und zur Überwinterung von Eidechsen, Molchen und Kröten. Erst in neuerer Zeit wurden die Mauern mit Natursteinen in Beton gesetzt. Bei vorhandenen Mauern werden die Fugen entsprechend mit Beton aus Unwissenheit verputzt und so wertvolle Lebensräume für die heimische Tierwelt, darunter auch .viele vom Aussterben bedrohte Tierarten vernichtet.

Efeuhecke als Rückzugsrefugium
Auch werden alte Mauern von Efeu und anderen Kletterpflanzen wie z.B. Clematis oder Knöterich bewachsen. Dieses „wilde Durcheinander“ hat einen hohen ökologischen Stellenwert. Der Bewuchs bietet neben Schutz, vor allem Lebens- und Nistraum für viele Vogelarten, Kleinsäuger, Spinnen und Insekten. Bei Sanierung der Mauern wird dieser Bewuchs meist komplett entfernt und die Mauern mit Beton modernisiert. Damit werden Lebensräume für die heimische Tierwelt vernichtet. Das muss nicht sein!

Besonders geschützte Arten
Auch im Bereich der menschlichen Siedlungen lebt eine Vielzahl von Arten, die besonders geschützt bzw. streng geschützt sind. Die Brut-, Wohn- und Zufluchtstätten dieser Arten genießen durch § 42 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) Schutz gegen Entnahme, Beschädigung oder Zerstörung.
Dieser Schutz gilt nicht wenn ein zugelassener Eingriff gemäß § 18 BNatSchG zur Beschädigung von Lebensstätten geschützter Arten führt. In diesem Fall wird der Artenschutz im Rahmen der Eingriffsregelung berücksichtigt. Sollen Lebensstätten besonders geschützter Arten entfernt werden, bedarf es einer Ausnahmegenehmigung nach § 43 BNatSchG .

GrBl2002_04.pdf

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