Süßigkeiten und Snacks in der Kinderernährung
Die Portion „Extras“

Die Kleinen sind dafür, gesundheitsbewusste Eltern dagegen – eine schwierige Ausgangssituation für eine gute Kinderernährung. Funktioniert ausgewogene Ernährung nur mit striktem Süßigkeitsverbot oder können Süßigkeiten Teil der Ernährung sein?

Jeder weiß: Wir essen zu süß. Verständlich, denn die Vorliebe zum süßen Geschmack ist vermutlich angeboren. Schon Muttermilch schmeckt leicht süß. Das bedeutet allerdings nicht, dass salzige Snacks unbeliebt sind. Als Beispiel seien die Chips genannt, die nicht nur Kinder und Jugendliche „zum Fressen“ gern haben. Ganz gleich, ob „zu süß oder zu salzig“, diese Leckereien fallen in der Ernährungspyramide unter die Rubrik „Extras“, eine Gruppe der geduldeten Lebensmittel. Im Grunde genommen, kann man gut ohne sie auskommen, aber in kleinen Mengen werden sie toleriert.



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Sie bilden die Spitze der Ernährungspyramide - im Sinne der „Genussspitze“.

Was gehört dazu?
  • Süßigkeiten
  • Kuchen und Kleingebäck
  • Croissants (enthalten rund 30 % Fett)
  • stark gezuckerte Frühstückscerealien
  • Kindermilchprodukte
  • süße Brotaufstriche wie Honig, Marmelade oder Nuss-Nougat-Creme
  • salzige, fettreiche Knabbereien wie Chips, Erdnussflips u.ä.
  • Fruchtsaftgetränke, Limonaden
  • alkoholhaltige Getränke (z.B. Alkopops)

Empfehlung

„Extras“ werden vom Grundsatz her nicht verboten. Das Forschungsinstitut für Kinderernährung (FKE) empfiehlt jedoch, nicht mehr als 10% der täglichen Energiezufuhr in Form von „Extras“ aufzunehmen. Das sind beispielsweise für 7 – 9 jährige Kinder rund 180 kcal oder umgerechnet etwa 45 Gramm Zucker oder 20 Gramm Fett.

Beispiele für „das tägliche Extra“ sind
1 Handvoll Gummibärchen (30 g) = 60 kcal

oder
+ 1 Portion (20 g) Nuss-Nougat-Creme = 104 kcal
1 Portion Marmelade (20 g) = 52 kcal

oder
+ 1 Handvoll Chips (25 g) =134 kcal
1 Doppelkeks (17 g) = 82 kcal

oder
+ 1 Riegel Schokolade (17 g) = 90 kcal
1 Fruchteis (75 g) = 100 kcal

oder
+ 1 Glas Limonade (200 ml) = 98 kcal
1 Stück Obstkuchen (75 g) = 170 kcal
Zur Vereinfachung kann auch bei den „Extras“ i.d.R. die Kinderhand als Maß verwendet werden: eine Portion ist die Menge, die in den Handteller passt.


Wissenswertes

Versteckte Zucker und Fette in Süßigkeiten, Riegeln, Chips & Co. können – in Verbindung mit zu wenig Bewegung – die Entstehung von Übergewicht begünstigen. Diese Lebensmittel enthalten oft zu wenig Eiweiß, Vitamine und Mineralstoffe im Vergleich zu ihrem Kaloriengehalt. Ein süßer Geschmack und ein gutes „Mundgefühl“ regen den Appetit an und verleiten gerne, mehr zu essen oder zu trinken als notwendig.
Erschwerend kommt hinzu, dass auf den Zutatenlisten viele unterschiedliche Namen für „Zucker“ stehen: Saccharose, Glukose, Maltose, Fructose, Lactose, Dextrose, Maltodextrin, Glykosesirup, .... Auch Süßungsmittel wie Vollrohrzucker, Honig oder Dicksäfte bringen aus ernährungsphysiologischer Sicht keine oder nur geringe Vorteile gegenüber herkömmlichem Haushaltszucker.

Zuckeraustauschstoffe wie Sorbit, Mannit oder Isomaltit haben zwar weniger Kalorien, fördern aber die Gewöhnung an den süßen Geschmack und können in größeren Mengen abführend wirken.
Süßstoffe unterstützen gleichfalls die Vorliebe Süß. Hinzu kommt, wenn Kinder viele süßstoffgesüßte Getränke und Süßwaren konsumieren, dass dann schnell der so genannte ADI-Wert (accaptable daily intake, erlaubte Tagesdosis) überschritten ist.


Vielfältiges Marktangebot

Das Marktangebot ist verlockend und verwirrend.

Pausensnacks“in Form von Riegeln, Schnitten und Happen sind klein, handlich, einfach zu essen und leicht zu händeln. Häufig versprechen sie sogar gesund zu sein. Sie sind jedoch meist keine vollwertige Zwischenverpflegung und können das Pausenbrot nicht ersetzten. Oft bestehen gerade Pausensnacks für Kinder aus besonders viel Zucker und Fett und die in der Werbung hervorgehobenen Zutaten wie Getreide oder Milch sind kaum enthalten. Deshalb sind süße Pausensnacks genau wie herkömmliche Süßigkeiten zu bewerten.

Das Angebot an süßen Getränken ist riesig und animiert Kinder durch Farbenvielfalt und Geschmacksvielfalt zum Trinken. Limonade & Co. liefern viele Kalorien, sättigen aber weniger als feste Nahrung. Bier- und weinhaltige Mischgetränke sowie Alcopops sind wegen ihres fruchtig-süßen Geschmacks bei Jugendlichen sehr beliebt aber auch entsprechend gefährlich.


Süßes in Maßen – Tipps für „die Portion Extras“

Kinderernährung kann und muss nicht zuckerfrei sein. Aber der Umgang mit Süßigkeiten und Snacks will gelernt sein.
  • Erklären Sie Ihrem Kind, warum es Süßes in Maßen essen sollte.
  • Vermeiden Sie generelle Verbote im Umgang mit Süßigkeiten.
  • Legen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind (je nach Alter) eine „süße Ration“ für 1-7 Tage fest.
  • Süßigkeiten sollten zu den Mahlzeiten verzehrt werden, sie eignen sich sehr gut als Abschluss
  • Planen Sie bewusst Nachtische oder auch mal eine süße Zwischenmahlzeit am Nachmittag ein, z.B. ein Stück Kuchen oder Kekse.
  • Feste Naschzeiten erhöhen den Genuss, denn Vorfreude ist die schönste Freude.
  • Regelmäßige Mahlzeiten beugen dem Heißhunger auf Süßes vor.
  • Achten Sie auf bewusstes Genießen. Naschen Sie nur im Sitzen. Verzehr am Tisch trägt zum Genuss und ganz nebenbei auch zur besseren Kontrolle bei.
  • Seien Sie Vorbild.
  • Bieten Sie süße Getränke nur zu besonderen Anlässen an. Geben Sie Ihrem Kind Wasser oder Tee in den Kindergarten oder Schule mit.
  • Bevorraten Sie Süßes nur in kleinen Mengen.
  • Süßigkeiten als Geschenk oder Mitbringsel sind keine gute Wahl.
  • Bieten Sie attraktive Alternativen. Geeignet sind Studentenfutter, Reiswaffeln, selbstgemachtes Pop Corn, Salzstangen, Vollkorndinkelstangen, Obstspieße, Rohkoststicks….
  • Lassen Sie dem Kind immer eine Auswahl.

In diesem Sinne: Die Portion Extras ist Genuss und etwas Besonderes.


Quellen und weiterführende Informationen


baerbel.euler@dlr.rlp.de     www.fze.rlp.de/ernaehrungsberatung