Temperaturservice

SWAT – ein Beratungsinstrument bei der Prognose des Auftretens von Gemüsefliegen unter Folien/Vliesen

Übersicht
Mit dem Gemüsebautemperaturservice – Bedeckungsmanagement werden Grundlagen bereitgestellt für eine optimale Entwicklung der Gemüsekulturen unter Folien bzw. Vliesen. Da die Entwicklung der wichtigsten Gemüsefliegen im Wesentlichen über das Erreichen bestimmter Temperatursummen der Bodentemperatur gesteuert wird, liegt es nahe die unter der jeweiligen Bedeckung und Kultur ermittelten Bodentemperaturen auch als Eingangsparameter für bereits erfolgreich im Freiland validierte Prognosemodelle zu nutzen. Dies sind die Modelle DELRAD für die Kleine Kohlfliege (Delia radicum), DELANT für die Zwiebelfliege (Delia antiqua) und PSIROS für die Möhrenfliege (Psila rosae). Mit den Prognosemodellen soll das Auftreten des ersten Generation vorhergesagt werden, sowie die, je nach Schädling und Jahreswitterung nachfolgenden Generationen und bekämpfungswürdigen Entwicklungsstadien. Die vormalige Biologische Bundesanstalt, jetzt Julius-Kühn-Institut, hatte die Modelle Mitte der 90er Jahre entwickelt und diese wurden mit Erfolg in verschiedenen Bundesländern und teilweise auch im europäischen Ausland (u.a. Schweiz und Frankreich) getestet. Die eingesetzten Modelle laufen aus technischen Gründen in einer wesentlich reduzierten Form unter der PASO-Benutzeroberfläche (PASO = Prognose Agrarischer SchadOrganismen), welches durch ZEPP (Zentralstelle der Länder für EDV-gestützte Entscheidungshilfen und Programme im Pflanzenschutz), Bad Kreuznach erstellt wurde.
Das DLR Rheinpfalz bietet den Temperaturservice nur für bestimmte Folien bzw. Vliese und Kulturen an. Mit den Kulturen Radies, Kohlrabi und Rhabarber sind jedoch Kulturen gewählt, die vom Entwicklungszeitraum und Wuchstyp her typisch sind und auch eine näherungsweise Anpassung an ähnliche Kulturen möglich macht. Konkret sind dies in 2009 nachfolgende Varianten:
Bedeckung / Kultur
  1. Vlies / Kohlrabi
  2. Vlies + Folie / Kohlrabi
  3. unbedeckt / ohne Kultur
  4. Kleintunnel / Radieschen
  5. unbedeckt / Kohlrabi
  6. unbedeckt / Rasen (AGMEDA-Wetterstation)

In 2008 waren dies folgende Varianten, die zusammenfassende Auswertung des Jahres 2008 ist im Anhang aufgeführt.
Bedeckung / Kultur
  1. Vlies / Kohlrabi
  2. Vlies + Folie / Kohlrabi
  3. Folie, ungelocht / Rhabarber (nach dem Sturm am 13.3.2008 wurde die Folie getauscht gegen 50 Loch Folie).
  4. Kleintunnel / Radieschen
  5. unbedeckt / Kohlrabi
  6. unbedeckt / Rasen (AGMEDA-Wetterstation)

Bei den Varianten 1 bis 5 werden die Bodentemperaturen in 5 cm mit jeweils 2 Sensoren erfasst, die anderen für die Prognosemodelle erforderlichen Wetterdaten werden von der Variante 6 übernommen, die sich in einem Abstand von ca. 200 m zu den Varianten 1 bis 5 befindet. Diese Variante wird über die gesamte Saison bis ca. Ende September weiter geführt in den Prognosen.
Da der Einsatz der Modelle bei geschützten Kulturen neu ist, werden die aktuellen Ergebnisse der Datenbank vorerst nur intern den Gemüsebauberatern zugänglich gemacht. Hierfür ist dann unter http://www.dlr-rheinpfalz.rlp.de unter Warndienst/Gemüsebau/Berater Login ein Benutzername und ein Passwort erforderlich. Wesentliche, gesichert korrekte Informationen und Auswertungen werden unter Beratungsinfo allgemein zugänglich sein.

Gemeinsamkeiten der Modelle (zitiert von PASO)
Eingabe Wetterstation: Den Befallsflächen werden für das Gebiet repräsentative meteorologische Messstellen zugeordnet. Das Programm benötigt für die Simulationsrechnungen die Tagesmittelwerte von Lufttemperatur (2 m) und Bodentemperatur (5 cm), sowie die mittlere Windgeschwindigkeit (2 m) zwischen 6.00 und 18.00 Uhr. Das Wetter muss ab 01.03. zur Verfügung stehen.
Leistung des Modells: Das Modell berechnet die Populationsentwicklung vom Erscheinen aus der Winterruhe bis zum Ende der Vegetationsperiode (31. Oktober). Es werden relative Abundanzaussagen zur aktuellen Altersstruktur der Population gegeben. Bei Eingabe von Prognosewetter kann vorhergesagt werden, ob ein Anstieg oder ein Abfall der Population zu erwarten ist. Das Verfahren stellt ein Hilfsmittel zur Minimierung der Bestandeskontrollen und zur Bestimmung des optimalen Bekämpfungszeitpunktes dar.
Grundlage des Programms: Das Programm berechnet die zeit- und witterungsabhängigen Entwicklungsraten der einzelnen Altersklassen und die durch die Schlupfwahrscheinlichkeit bestimmten Übergänge zwischen den Altersklassen. Jedes Entwicklungsstadium der Population ist in 14 Altersklassen aufgeteilt. Das Programm startet am 1. März mit einer fiktiven Ausgangspopulation. Im Laufe der Erprobung kann für einige Regionen eine Korrektur des Starttermins erforderlich werden.
Grafik Abundanzverlauf: Darstellung des relativen Abundanzverlaufes der Stadien Adulte, Eier, Larven und Puppen. Die Zahlen beziehen sich auf die jeweilig erreichte modellinterne Maximalabundanz eines der Stadien im dargestellten Zeitraum.
Grafik AK-Verteilung: Darstellung der aktuellen Altersklassenverteilung der Stadien Puppen, Adulte, Eier und Larven. Bei Lauf der Datumsanzeige wird die Dynamik sichtbar.

Gemüsefliegen
Nachfolgend einige orientierende Angaben zur Biologie, zur Bekämpfung und zur Interpretation der Prognosen für die einzelnen Fliegenarten.
Kleine Kohlfliege: bildet in der Pfalz in der Regel drei Generationen, wobei die erste im April/Mai auftritt, die 2. und 3. dann im Juli bzw. ca. Ende August. Eine 4. Generation ist in den letzten Jahren aber auch häufiger geworden. Die Eiablage erfolgt an den Stängelgrund der jungen Pflanzen oder in Erdrisse in unmittelbarer Nähe dazu. Die geschlüpften Maden kriechen zu den Wurzeln und beginnen ihre Fraßtätigkeit. Die Puppen der 3. oder 3. Generation überdauern den Winter. Die direkte Bekämpfung kann mittels Kulturnetzen erfolgen oder durch reihennahe Applikation von hierfür zugelassenen Insektiziden. Für beide Verfahren ist es von Bedeutung den Termin des Schlupfs der Fliegen und der nachfolgenden Eiablage für einen Bestand möglichst genau zu kennen. Die Prognose kann hierbei recht hilfreich sein für die zeitliche Eingrenzung. Für den Erfolg entscheidend ist aber die visuelle Beurteilung des eigenen Bestandes, der u.U. unterschiedlich befallen sein kann. Faktoren, die für abweichende Bodenerwärmung (Oberfläche, Farbe, Feuchte, etc.) relevant sein könnten, müssen hierbei in die Überlegungen einbezogen werden.
Zwiebelfliege: hat meistens nur 2 Generationen, wobei die 1. ca. Ende April/Anfang Mai schlüpft, die 2. dann im Juli/August. Bei günstiger Witterung wäre auch noch eine 3. Generation möglich. Die Eiablage erfolgt an die jungen Pflanzen oder in unmittelbaren Nähe dazu. Der Schaden erfolgt durch den Fraß der Maden. Die Bekämpfung unter Einbeziehung der Prognose erfolgt vergleichbar zur Kleinen Kohlfliege. Schwieriger ist die Handhabung der Prognose, da der Flug der 2. Generation über einen längeren Zeitraum erfolgen kann und sich u.U. auch noch mit dem der 3. Generation überlappt.
Möhrenfliege: tritt meistens Ende Mai auf und bildet 2 bis 3 Generationen, wobei die 2. oder 3. Generation weit in den Herbst gehen kann. Der Schaden entsteht durch die Fraßgänge der Maden in den Möhren.

Biologie der Gemüsefliegen (zitiert von SWAT 5.1)
Die Kleine Kohlfliege (Delia radicum) ist der wichtigste und zugleich weitverbreitetste Schädling im Kohlanbau. Die Fliegen treten während der gesamten Vegetationsperiode von April bis Oktober in mehreren Generationen auf.
Eier: Die weiblichen Fliegen beginnen nach der Präovipositionsphase mit der Eiablage, die sich über mehrere Wochen erstrecken kann. Die weißen, länglichen, ca. 1 mm langen Eier werden an oder in die Nähe des Wurzelhalses, nur in Ausnahmefällen auch an höher gelegene Stellen der Pflanze abgelegt. Die Eier sind sehr empfindlich gegenüber Trockenheit
Larven: Die gelblich-weißen, bis zu 9 mm langen Maden fressen zunächst an Wurzelhaaren und kleineren Wurzeln und können später in Wurzeln und Strunk minieren. Teilweise kommt auch Fraß an oberirdischen Pflanzenteilen vor.
Puppen: Die Tönnchenpuppe ist braun-glänzend und ca. 6 mm lang. Die Verpuppung findet in den oberen Bodenschichten (5 - 20 cm) oder in der Wurzel statt. Kohlfliegen überwintern als Puppen. Die Diapause wird durch die Tageslänge und niedrige Temperaturen ausgelöst. Auch hohe Temperaturen im Sommer können eine Ruhephase bewirken (Aestivation).
Fliegen: Die erwachsenen Fliegen sind grau gefärbt und besitzen auf dem Thorax drei dunkle Streifen. In ihrem Aussehen ähneln sie Stubenfliegen, sind mit ca. 6 mm Länge jedoch etwas kleiner als diese. Ihre Hauptnahrung ist Nektar von Blütenpflanzen. Die Fliegen sind sehr mobil und können auf der Suche nach Wirtspflanzen mehrere Kilometer zurücklegen.
Wirtspflanzenkreis: Neben Rettich und Radies werden alle Kohlarten befallen. Besonders gefährdet sind schwach wachsende (Früh-) Sorten, sowie Blumenkohl, Broccoli und Kohlrabi. Auch einige Kruziferenunkräuter und wilder Kohl gehören zum Wirtspflanzenkreis. Winterraps kann im Herbst zum Populationsaufbau für das nächste Jahr beitragen. Vermutlich führt benachbarter Rapsanbau zu einer Zunahme der Populationsstärke der späteren Kohlfliegen-Generationen.
Schadsymptome: Bedingt durch die Wurzelschäden schlappen die Pflanzen. Die Blätter sind blaugrau gefärbt. Bei starkem Befall können die Pflanzen völlig absterben. Besonders gefährdet sind die ersten Wochen nach der Pflanzung. Vor allem Rosenkohl, Chinakohl, Wirsing und Blumenkohl werden gelegentlich auch oberirdisch befallen. Der Fraß wirkt sich hier stark qualitätsmindernd aus.
Monitoring: Die Flugaktivität kann mit Gelbschalen überwacht werden. Sinnvoller ist jedoch die Erfassung der Eiablage durch Aufschwemmen der Erde im stängelnahen Bereich oder mittels Eimannschetten. Für die Befallsermittlung und Kalibrierung des Modells sind 10 Eimannschetten nötig, Pflanzenschutzmaßnahmen nach Schadschwellen erfordern 25 Eimannschetten: An 5 Kontrollpunkten sind jeweils 5 Eimannschetten an aufeinanderfolgenden Pflanzen anzubringen Die Kontrolle der Eimannschetten sollte 2 bis 3 mal pro Woche erfolgen. In der Literatur werden als Schadschwellen 10 Eier/Pflanze in den ersten 10 Tagen bzw. 20 Eier/Pflanze in den ersten 20 Tagen nach der Pflanzung angegeben. Die Schwellenwerte sind als Richtwerte anzusehen und müssen den verschiedenen Bedingungen vor Ort, wie z.B. Sorte, Produktionsziel, Bewässerungsmöglichkeit usw. angepasst werden. 3 bis 4 Wochen nach der Pflanzung sollte bei wüchsigem Wetter die kritische Phase überwunden sein und ein weiterer Befall ohne Ertragseinbußen überstanden werden können. Bei der Befallsermittlung ist zu berücksichtigen, dass die Randreihen meist stärker befallen sind.
Vorbeugung und Bekämpfung:
  • Ausreichende Beregnung in Trockenperioden vermindert Ertragseinbußen.
  • Abdecken mit Kulturschutznetzen während der Anzucht bzw. in der ersten 4 Wochen nach der Pflanzung.
  • Pflanzung möglichst nach dem Eiablagehöhepunkt einer Generation.
  • Chemische Bekämpfung: siehe Pflanzenschutzmittelverzeichnis (www.bba.de/psm/psmright.htm).
Die Möhrenfliege (Psila rosae) ist der wichtigste Schädling im Möhrenanbau. Die Fliegen treten ab Ende April bis in den Spätherbst hinein mit mehreren Generationen auf. Auch im Winter kann im Möhrenlager noch Madenfraß stattfinden.
Eier: Die weißen, ca 0.5 mm großen, längsgerippten Eier werden einzeln oder in Gruppen in Bodenritzen - in Pflanzennähe, aber nicht unbedingt direkt an die Pflanze - abgelegt.
Larven: Die zunächst farblosen, später milchig-weißen Larven sind 6 - 8 mm lang. Sie können auf dem Weg zur Möhre bis zu 60 cm zurücklegen, sind als junge Larven aber sehr feuchtigkeitsbedürftig. Neben Puppen können auch Larven überwintern
Puppen: Die ca. 5 mm langen, hellbraunen Tönnchenpuppen liegen in bis zu 30 cm Tiefe (selten auch noch deutlich tiefer). Möhrenfliegen, die als Puppen überwintern, erscheinen im Frühjahr etwas später als die als Larven überwinternden Tiere. (Im Simulationsmodell überwintern die Möhrenfliegen als "Winterpuppen" - ein fiktives Entwicklungsstadium, das einen Mittelweg zwischen den beiden möglichen Überwinterungsformen darstellt
Fliegen: Die adulten Fliegen sind unbehaart, 4 - 5 mm lang, Brust und Körper sind schwarz, der Kopf ist gelb, die Augen rot, die Beine gelblich, die Flügel glasklar. Die Fliegen halten sich an windgeschützten Orten mit hoher Luftfeuchtigkeit auf (Büsche, hohe Vegetation) und fliegen nur zur Eiablage, bevorzugt in den Abendstunden, in den Möhrenbestand. Sie sind sehr standorttreu, mit Zuflug von weiter entfernten Flächen ist deshalb nicht zu rechnen
Wirtspflanzenkreis: Neben der Möhre werden Knollenfenchel, Sellerie, Pastinake, Petersilie, Dill, Kerbel und Kümmel befallen. Auch an Umbelliferen-Unkräutern ist eine Entwicklung möglich
Schadsymptome: Der Befall tritt bevorzugt an den Feldrändern und in windgeschützten Lagen auf. Bedingt durch die Wurzelschäden welken die Pflanzen bei trockenem Wetter, die Spitzen der Fiederblätter werden nekrotisch. Starker Befall im Jugendstadium kann die Pflanzen absterben lassen, späterer Befall bedeutet meist nur Qualitätsminderung.
Junge Maden fressen zunächst an den Seitenwurzeln und verursachen später die typischen Fraßgänge im Möhrenkörper. Im Gegensatz zur Möhrenminierfliege werden meist die unteren 2/3 der Möhre geschädigt. Eindringende Fäulniserreger verstärken den Schaden häufig noch. Der wirtschaftlich bedeutendere Schaden tritt meist erst ab August auf. Larvenfraß kann auch noch im Winterlager stattfinden.
Monitoring: Die Flugaktivität kann mit orange-gelben Leimtafeln (20 x 20 cm) erfasst werden: Fünf Tafeln werden am Feldrand mit 5 m Abstand in einem Winkel von 45º dicht über das Laub entgegengesetzt zur Hauptwindrichtung platziert. Die Möhrenfliegen sind hauptsächlich an der Unterseite der Tafeln zu finden. Die Tafeloberseite kann daher mit Folie abgedeckt werden. Bei Bedarf werden die beiden Seiten getauscht. Die Bekämpfungsschwelle für einen Befall unter 3 % beträgt bis Juni 10 Fliegen pro Falle und Woche, ab Juli 5 Fliegen pro Falle und Woche. Ein brauchbares Verfahren zur Kontrolle der Eiablage ist nicht bekannt.
Vorbeugung und Bekämpfung: Anbautechnische Maßnahmen wie Fruchtwechsel und Anbau in windoffenen Lagen sollten im Vordergrund stehen. Es gibt auch Unterschiede hinsichtlich der Sortenanfälligkeit. Konsequente Unkrautbekämpfung führt durch niedrigeren Bodenbedeckungsgrad und damit schnelleres Abtrocknen der Bodenoberfläche zu schlechteren Entwicklungsbedingungen für Eier und Larven. Abdeckung mit Kulturschutznetzen ist sehr erfolgreich. Die Netze können 3 - 4 Wochen vor der Ernte abgenommen werden, weil sich der Fraß in diesem Zeitraum nur auf die Faserwurzeln beschränkt, die Möhre selbst aber nicht befressen wird. Chemische Bekämpfung: siehe Pflanzenschutzmittelverzeichnis (www.bba.de/psm/psmright.htm).

Die Zwiebelfliege (Delia antiqua) befällt Lauch- bzw. Zwiebelgewächse. Geschädigt werden vor allem junge Pflanzen. Die Fliegen treten ab April bis in den Oktober in mehreren sich z. T. überlappenden Generationen auf
Lebenszyklus: Die Anzahl der Generationen von D. antiqua hängt stark von den klimatischen Gegebenheiten ab. In Europa bildet die Zwiebelfliege zwischen einer und vier Generationen im Jahr aus. Im Norden Norwegens ist die Zwiebelfliege univoltin während in der Türkei und in Teilen Österreichs bis zu vier Generationen pro Jahr beobachtet wurden. In Deutschland bilden Zwiebelfliegen meist drei Generationen aus. Wegen der langen Lebensdauer von Adulten überlappen sich die Generationen sehr stark.
Eier: Die Eier der Zwiebelfliege werden in Gruppen zu 5 - 20 Stück in den Boden in unmittelbarer Nähe der Wirtspflanze bzw. direkt an die Pflanze abgelegt. Die Entwicklung der Eier schwankt je nach Temperatur zwischen drei Tagen und zwei Wochen.
Larven: Zwiebelfliegen besitzen wie alle anderen cyclorraphen Fliegen drei Larvenstadien. Die Larven können kurz vor ihrer Verpuppung eine Größe von 8-10 mm erreichen und besitzen das typische Aussehen von Fliegenmaden. Die Verpuppung der Larven findet außerhalb der Wirtspflanze im Boden statt.
Puppen: Die Farbe der 5-7 mm langen Puppen ist rötlich-braun und kann variieren. Zwiebelfliegen überwintern in der Regel als Puppen in echter Diapause. Die Induktion der Diapause (Einleitung der nötigen Veränderungen im Stoffwechsel) erfolgt im dritten Larvenstadium und wird durch eine Kombination von Photoperiode und Temperatur ausgelöst. Die Diapause hat einen "Entwicklungsstopp" zur Folge, der erst nach einer anhaltenden Kälteperiode aufgehoben wird. Mit der Beendigung des „Entwicklungsstopps“ - dieser Zeitpunkt ist in Deutschland etwa Mitte Januar erreicht - entwickeln sich die Puppen mit normaler Geschwindigkeit weiter. Dadurch wird ein synchronisierter Schlupf im Frühjahr erreicht. Zudem können die Puppen bei heißem und trockenem Wetter in eine Sommerruhe (Aestivation) verfallen. Die Bedingungen für diese Sommerruhe sind noch weitgehend ungeklärt
Fliegen: Die adulten Fliegen ähneln Stubenfliegen. Sie sind 6-7 mm lange, hellgraue Fliegen (Männchen leicht oliv, Weibchen leicht gelblich) mit dunklelgrauen bis schwarzen Beinen. Beide Geschlechter besitzen ein gelbliches Scutellum ohne dunkle Flecken. Der Hinterleib des Männchens wirkt aufgrund seiner Behaarung dunkler und weist dorsal einen schwärzlichen Längsstrich auf.
Weibliche Fliegen besitzen kurz nach dem Schlupf noch keine fertigen Eier. Eine Eiablage kann erst nach Nahrungsaufnahme und der Reifung von Eiern erfolgen. Die Zeitspanne zwischen Schlupf und der ersten Eiablage wird als Praeovpositionsperiode bezeichnet und kann bei ungünstiger Witterung Wochen betragen.
Adulte besitzen eine lange Lebensdauer von bis zu vier Monaten. Da verschiedene Orte als Schutzplatz, zur Nahrungsaufnahme oder zur Eiablage genutzt werden, wechseln die Fliegen ihren Aufenthaltsort häufig. Das Aufsuchen von Wirtspflanzen und die Eiablage unterliegen tagesperiodischen Schwankungen mit der größten Aktivität am späten Nachmittag .
Wirtspflanzenkreis: D. antiqua befällt vornehmlich Zwiebelgewächse, darunter Zwiebeln, Schalotten, Porree, Schnittlauch und Knoblauch.
Schadsymptome: Schäden von D. antiqua werden durch den Fraß der Larven hervorgerufen und lassen sich am deutlichsten am Absterben von ganzen Pflanzen erkennen. Zwiebelfliegenbefall ist zudem in vielen Fällen mit dem Eindringen von Bakterienfäulen in die Pflanze verbunden. Die Bakterien begünstigen das Wachstum der Larven, ohne jedoch für die Entwicklung essentiell zu sein. Die Stärke der Schädigung bzw. die Anzahl von zerstörten Pflanzen hängt von der Pflanzenmasse und damit vom Entwicklungszustand der Pflanzen ab. Schäden an jungen Pflanzen erweisen sich am gravierendsten.
Vereinzelt stellt die Zwiebelfliege ein ernst zu nehmendes Problem beim Anbau von Schnittlauch dar. Ein starker Befall kann hier zum Totalausfall führen. Bei der Produktion von Bulben zur Topftreiberei besteht die Gefahr, daß die Bulben zu stark ausgedünnt werden und nicht mehr als Topfware zu verwenden sind.
Monitoring: Für den Fang von Zwiebelfliegen haben sich Wasserfallen und Klebetafeln bewährt. Klebefallen (z.B. Temmen Color-Trap® ohne Folienüberzug) erreichten in direkten Vergleichen mit Wasserfallen höhere Fangzahlen, weisen jedoch bei der Bestimmung der Fliegen gewisse Nachteile auf, da z. B. die Farbe der Fliegen durch den Leim verfälscht wird. Die Fallenhöhe beider Fallentypen sollte knapp über der Vegetation liegen und der letzteren in der Höhe wenn nötig angepaßt werden. Klebetafeln sollten horizontal ausgerichtet sein.
Weiß, gelb und blau eignen sich als Fallenfarben. Von den getesteten Farben (Weiß RAL 0095, Rapsgelb RAL 1021; Lichtblau RAL 5012; Brillux Impedur Hochglanzlack) eigneten sich Blau und Weiß besser als Gelb. Eine hohe Reflektivität ist dabei für die Attraktivität ausschlaggebend. Obwohl blaue und weiße Fallen gleich hohe Fangergebnisse aufweisen, fällt die Anzahl der Nebenfänge bei blauen Fallen niedriger aus. Dieser Umstand vereinfacht die Identifikation der Fänge.
Vorbeugung und Bekämpfung: Schäden durch D. antiqua an Zwiebeln können derzeit durch die Inkrustierung von Saatgut mit einem Insektizid zum Großteil vermieden werden (siehe Pflanzenschutzmittelverzeichnis: www.bba.de/psm/psmright.htm). Im alternativen Anbau werden Insektenschutznetze eingesetzt.

Literatur
  • Burghause, F. 2004: Gemüsefliegen – mit mehr Wissen gezielt bekämpfen. Neustadter Heft 130.
  • Bouvard, D., Lhote, J.M., Ravon, R., Poissonnier, J. 2006. Mouche de la carotte. Piegeage des adultes et validation du modele SWAT. (am 11.03.2008 unter: http://pagesperso-orange.fr/acpel/Documents_2006/Mouche_Carotte_2006.pdf)
  • Gebelein, D., Hommes, M., Otto, M. 2007: SWAT: Ein Simulationsmodell für Kleine Kohlfliege, Möhrenfliege und Zwiebelfliege. Biologische Bundesanstalt (jetzt Julius Kühn-Institut), Braunschweig. (am 11.03.2008 unter http://www.jki.bund.de).
  • Otto, M. 2002: Populationsökologische Untersuchungen zur Spargelfliege (Platyparea poeciloptera) und Zwiebefliege (Delia antiqua) unter besonderer Berücksichtigung des Einsatzes von Simulationsmodellen im Integrierten Pflanzenschutz. Dissertation. Bayreuth.
  • Ruegg, J. 2006: Kohlfliegenbekämpfung nach der Pflanzung. Gemüsebau-Info Nr. 5/2006. (am 11.03.2008 unter http://www.acw.admin.ch).
  • Sauer, C., Fischer, S. 2007: Die Möhrenfliege (Psila rosae). (am 11.03.2008 unter http://www.acw.admin.ch).
  • Villeneuve, F., Legrand, M., Roy, G. 2007: La protection contre la mouche de la carotte en agriculture biologique: quels moyens? (am 11.03.2008 unter http://www.itab.asso.fr/downloads/actes%20suite/actesjt2007.pdf).
  • Wyl, Th. v., Baur, R. 2002: Mit dem Prognosemodell SWAT das Auftreten der Kohlfliege vorhersagen. Der Gemüsebau 11/2002. (am 11.03.2008 unter http://www.acw.admin.ch).
  • Ziegler, J., Köhler, H. 2007: Ernteverfrühung – mehr Effizienz und Sicherheit. Neustadter Heft 142.

Prognosen SWAT.pdf

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